Gesunde Hufe – gesunde Pferde: Die Basics der Hufpflege

Lesedauer: 8 Minuten | Veröffentlicht am: 30.04.2025

Warum Hufpflege so wichtig ist
Warum Hufpflege so wichtig ist

Warum Hufpflege so wichtig ist

Egal, ob beschlagen oder barhuf: Hufpflege betrifft jedes Pferd. Der Huf des Pferdes trägt von der Geburt an jeden einzelnen Tag seines Lebens das komplette Körpergewicht des Tieres. Deshalb ist auch der Einfluss gesunder Hufe auf dem gesamten Organismus Pferd sehr groß. Ein Pferd muss „gut zu Huf“ sein, damit es ein pferdegerechtes Leben führen kann.

Das Hufhorn des Pferdes wächst um durchschnittlich acht Millimeter pro Monat. Dieses Wachstum wird durch unterschiedliche Faktoren begünstigt oder gehemmt. Hierzu gehört beispielsweise die Außentemperatur, denn im Winter wachsen Hufe generell langsamer. Auch die passende Fütterungspraxis hat Einfluss auf das Hornwachstum, ebenso wie die Faktoren Bewegung, Haltung, das Alter und der Gesundheitszustand des Pferdes sowie die richtige Handhabung bei der Pflege. Gebildet wird der Huf auf Harthorn an den Sohlen sowie der äußeren Hornwand und Weichhorn, welches man am Strahl, der weißen Linie, dem Ballen sowie in der Glasurschicht und den Verbindungsschichten findet.

Hufe auskratzen – das kann doch jedes Kind! Oder?

Es lohnt sich durchaus, wieder einmal ‚back to the roots‘ zu gehen und die Basics zu checken, denn Erkrankungen wie Strahlfäule können durch wenig hygienische Haltung und mangelhafte Pflege hervorgerufen werden.

Vor und nach jedem Ritt müssen sollten daher immer die Hufe kontrolliert und geputzt werden. Oft sind es nur ein paar Handgriffe, den Huf am Strahl entlang in den Strahlfurchen gründlich zu säubern. Wichtig ist, keinen Bereich des Hufes zu stark und intensiv mit dem Hufkratzer  zu bearbeiten, da sonst leicht kleinere Verletzungen entstehen können. Darum sind für die Feinreinigung auch eine Wurzelbürste  und Wasser empfehlenswert.

Beim beschlagenen Pferd ist es möglich, dass sich Steine und Schmutz vor allem unter dem Hufeisen verfangen und festsetzen. So muss in diesem Bereich natürlich besonders sorgfältig ausgekratzt werden. Wichtig ist, nicht den Hufkratzer in die weichen Stellen an der Ballenfurche innen am Huf zu bohren. Hier nimmt man besser Wasser und die Bürste des Hufkratzers zur Hand, um mehr Sauberkeit zu gewährleisten.

Bei der täglichen Hufpflege sollte man immer ein Auge darauf haben, ob mit dem Huf alles in Ordnung ist:

  • Gibt es Verletzungen? 
  • Sitzt der Beschlag noch sicher? 
  • Sind alle Nägel dort, wo sie hingehören? 
  • Gibt es gar brüchige Stellen am Huf? 
  • Ist er zu trocken oder zu feucht? 
  • Diese Frage sollte man sich immer wieder stellen? 
  • Wirkt das Hufhorn eher kräftig oder gibt es Schwach- und Problemstellen?

Der Markt bietet von Ölen über Cremes und Gels bis hin zu Huffett eine riesige Bandbreite. Was genau für welches Pferd am besten ist, kann nicht pauschal beantwortet werden. Hier ist der Hufschmied der passende Ansprechpartner mit viel Fachwissen und Kenntnissen über das jeweilige Tier.

Wöchentliche bis monatliche Pflege

Gegen einmal wöchentlich eine Behandlung mit Fetten, Cremes oder Ölen ist dennoch nichts einzuwenden. Sie kann die Hornqualität positiv beeinflussen. Bei bestimmten Erkrankungen kann es sinnvoll sein, den Vorgang häufiger einzuplanen. Dies sollte jedoch mit dem Tierarzt und Schmied besprochen und entsprechend geplant werden.

Durch eine angepasste Fütterung kann der Pferdehalter die Qualität des Hufhorns positiv beeinflussen. Jedoch sollte zunächst durch eine Blutprobe des behandelnden Tierarztes abgeklärt werden, welche Zufütterung überhaupt notwendig ist.

Jegliche Art der Zufütterung ist regional unterschiedlich“, betont Tierärztin Felicia Wehrenpfennig aus Verden. „In manchen Ecken Deutschlands ist das Gras beispielsweise selen- und zinkarm, sodass das Futter entsprechend angepasst werden muss, um für das Pferd eine optimale Versorgung zu gewährleisten.“

Mindesten alle sechs bis acht Wochen sollte jedes Pferd – egal welchen Alters – dem Hufschmied oder Hufbearbeiter vorgestellt werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es mit Eisen oder barhuf unterwegs ist. In bestimmten Phasen, beispielsweise nach einer Erkrankung oder während der Umstellung auf Barhuf ist eine engmaschigere Begutachtung durch den Schmied bzw. zusätzlich den behandelnden Tierarzt sinnvoll.

Frühling, Sommer, Herbst & Winter: Wie passe ich die Hufpflege an?

Zu unterschiedlichen Jahreszeiten können unterschiedliche Pflegemaßnahmen nötig werden. Im Sommer haben die Pferdehufe häufig mit großer Trockenheit zu kämpfen, während sie im Herbst bzw. im Winter eher feucht und weich sind. Dementsprechend sollte auch die Pflege angepasst werden.

„Insbesondere im Sommer spielt der Feuchtigkeitsgehalt des Hufes eine wichtige Rolle. Ist dieser stark reduziert, verringert sich die Elastizität des Hufes und er kann brüchig werden“, betont Uwe Lukas, der an der Tierklinik Telgte als Hufbeschlagschmied tätig ist. Der ideale Feuchtigkeitsgehalt des Hufes liegt bei 25 Prozent, so eine Studie der Universität Cambridge.

Im Sommer stellen sich viele Reiter die Frage, ob es Sinn ergibt, die Hufe zu wässern, um den Feuchtigkeitshaushalt aufrecht zu erhalten. Letztendlich ist es in der Regel unnötig und die Belastung des Horns durch das Anschwellen und daraufhin schnelle Schrumpfen meist höher als der Nutzen. Die Beine und Hufe bei Hitze abzuspritzen sind zu empfehlen, jedoch nicht sie im Wasser stehen zu lassen.

Im Winter, wenn die Hufe eher feucht sind, kann ein Huffestiger oder Huföl helfen, welche Schutz gegen die Feuchtigkeit bieten. Insbesondere ist auch darauf zu achten, dass die Pferde nicht über längere Zeit in der Nässe stehen, sondern auf den Paddocks und Weiden oder im Offenstall immer trockene Orte vorhanden sind. Sonst können schlimmstenfalls ernstzunehmenden Krankheiten die Folge sein.

Welche Pflegeprodukte brauchen gesunde Hufe wirklich?

Im Sommer sind vor allem Produkte wichtig, die Feuchtigkeit spenden und den Huf nicht versiegeln. Oft sind trockene Hufe eine Folge von versiegelndem Huffett. Weidegang am Morgen, wenn im Sommer noch der Tau auf den Wiesen liegt, kann den Huf positiv beeinflussen. Wichtiger als Pflegeprodukte für den Huf zu nutzen ist laut Experten regelmäßiger Weidegang und Bewegung des Pferdes. Im Stall ist faulige Einstreu fehl am Platze; Hygiene und Misten sind das oberste tägliche Gebot.

Öl und Fett bilden eine undurchlässige Schicht auf dem Hufhorn und lassen so weder zu, dass Feuchtigkeit eindringt noch nach außen gelangt. Ein eingefetteter Huf sieht schön aus und hat auch in vielen Fällen, beispielsweise bei brüchigen Hufen, eine positive Wirkung. Jedoch kann es bei falschem Einsatz weiches Hufhorn noch weiter aufweichen. Was man beachten sollte: Die Hufe sollten zum Einfetten noch feucht sein und man sollte den Huf nicht extrem scheuern, bevor er gefettet wird. Sinnvoll ist auch ein Einfetten der Hufsohle. Mittel der Wahl sind etwa Huffette mit Zusätzen wie etwa Lorbeeröl, welches das Hufwachstum obendrein fördert. Das Lorbeeröl kann auch separat am Kronrand, etwa mit einer Zahnbürste, aufgetragen werden.

Eine Lotion oder Cremes auf Wasserbasis spendet besonders viel Feuchtigkeit und weicht ihn nicht auf. Hufbalsam auf Eukalyptus- oder Pinienbasis kann bei gesunden Hufen ebenfalls verwendet werden, um die Hufe nicht spröde werden zu lassen, ihr Austrocknen zu verhindern, aber auch die Feuchtigkeit zu binden und ihnen Elastizität und Widerstandskraft zu verleihen.

Typische Hufprobleme und deren Behandlung

Insbesondere am Ballen und Kronenrand sind Verletzungen keine Seltenheit und können meist vom Pferdehalter mit einer Wundspüllösung und Jod selbst versorgt werden. Bei größeren Wunden bzw. erkennbar deutlichen Problemen sollte jedoch ein Tierarzt hinzugezogen werden. Wichtig ist zudem, immer den Tetanusschutz im Auge zu behalten!

Oft kommt es vor, dass sich das Pferd einen Nagel, Holzsplitter oder auch Steine fest eintritt. Verletzt werden kann dabei der Strahl, die Lederhaut, das Hufbein, aber auch das Hufgelenk oder die tiefe Beugesehne. Tückisch daran ist, dass die Pferde nicht immer sofort lahmen, sondern sich dies oft über Tage hinziehen kann oder sich die Problematik beispielsweise auch nur auf hartem Bodenbelag äußert. Wird der Huf nicht rechtzeitig behandelt, können Infektionen als Folge auftreten.

Der Ballentritt entsteht, wenn das Pferd sich mit den Hinterhufen in die Vorderhufe tritt. Erfahrene Pferdehalter können den losen Teil des Horns bis zum gesunden Ansatz selbst beschneiden. Danach muss die Wunde gereinigt und ein Wundverband angelegt werden. Klingt die Verletzung nicht innerhalb weniger Tage ab, muss der Tierarzt hinzugezogen werden.

Der Kronentritt ist eine Verletzung, bei der sich das Pferd in die Hufkrone tritt und dabei eine Verletzung des Saumbandes verursacht. Die Wunde muss sofort desinfiziert werden, danach ist eine Konsultation des Tierarztes sinnvoll, insbesondere, falls sich Fremdkörper im Saumband befinden.

Strahlfäule ist sicherlich die Hufkrankheit Nummer eins. Erkennbar ist sie durch einen auffälligen, penetranten Geruch am Pferdehuf sowie dem Zerfall des Strahlhorns zu einem schmierigen, eitrigen Sekret. Darüber hinaus kommen Hufgeschwüre, Hufrehe, Hufkrebs, Hornspalten, Kronrandspalten, Hornsäulen, lose und hohle Hornwände sowie Saumbandentzündungen gängig vor und bedürfen entsprechender Behandlung.

Die Bedeutung des Hufschmieds

Einige Kriterien helfen, einen wirklich guten Hufbearbeiter zu finden, erklärt Jan Gerd Rhenius, Lehrschmied aus Wedemark. „Grundsätzlich sind alle staatlich geprüften Hufbeschlagschmiede berechtigt, alle Arten von Beschlägen anzubieten. Der ‚Erste Deutsche Hufbeschlagschmiedeverband‘, EDHV e.V., bietet beispielsweise unterschiedlichste Schulungen an. Ein guter Hufbearbeiter sollte dem Kunden alle Aspekte seiner Arbeit erklären können, gegebenenfalls mit Tierärzten zusammenarbeiten, und einen Überblick über die auf dem Markt befindlichen Möglichkeiten haben. Sollte er ein Produkt oder eine Technik nicht anbieten können oder wollen, sollte er souverän genug sein, auch mal einen Kunden woandershin zu überweisen.“

Anpassung der Pflege an spezielle Bedürfnisse

Die Umstellung auf Barhuf ist eine Frage, die viele Pferdehalter, aber auch Experten spaltet. Fakt ist: Von Beschlag auf Barhuf umzustellen, nimmt Zeit in Anspruch. Einfach ist es, wenn man eine Übergangsphase mit Kunststoffbeschlägen oder Hufschuhen schafft. Hufe sofort der neuen Beweglichkeit, dem Abrieb und den Bodenreizen auszusetzen, überfordert sie oft. In diesem Fall können Erkrankungen oder Verletzungen folgen. Vor allem braucht eine derartige Umstellung also viel Geduld. Gerade bei älteren Pferden oder Pferden, die nach Boxenhaltung und Sport nun im Offenstall leben und freizeitmäßig geritten werden, kann es dennoch einen positiven Effekt haben, auf barhuf zu wechseln.

Auch alternative Beschläge haben ihren festen Platz für bestimmte Einsätze und Wünsche. Aluminium ist schon lange unverzichtbar im orthopädischen und therapeutischen Bereich, sowie in bestimmten sportlichen Disziplinen. Kunststoff- und Kombibeschläge sind besonders bei Freizeitreitern beliebt. Die Vorteile gegenüber dem Eisen liegen im geringeren Gewicht, der Stoßdämpfung, der Griffigkeit und, außer bei Alu, dem Erhalt des natürlichen Hufmechanismus. Ihre Nachteile sind eine anspruchsvolle Verarbeitung, geringere Vielseitigkeit und ein höherer Preis.

Fazit

Hygiene ist das A und O für gesunde Hufe. Tägliches Säubern ist ebenso wichtig wie ein sauberes Milieu im Stall. Pflegeprodukte sollten sorgfältig ausgewählt und gegebenenfalls mit dem Hufschmied oder Tierarzt besprochen werden, um ihren Nutzen voll auszuschöpfen.

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Die Autorin

Geboren 1983 in Mühldorf am Inn, entdeckte ich früh meine Leidenschaft für Schreiben, Kultur, Pferde und Reisen. Nach dem Abitur und einem B.A. in Kulturwissenschaften begann ich 2007 meine journalistische Laufbahn. Mein Artikel über Meredith Michaels-Beerbaums EM-Sieg wurde mehrfach ausgezeichnet. Seither schreibe ich für über 30 Fachmagazine, unterstütze Buchprojekte wie „Ausgewählte Hengste Deutschlands“ und betreue PR-Mandate. Zudem widme ich mich dem Reisejournalismus, etwa in meiner Serie „Turnierhopping“.
Alexandra Koch

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