Welches Raufutter passt zu welchem Pferd? 

Lesedauer: 6 Minuten | Veröffentlicht am 30.06.2025

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Als Richtwert lässt sich sagen, dass bei Pferden, die nicht oder nur leicht arbeiten, 100% der Energie aus dem Raufutter kommen sollte, bei mittelschwerer Arbeit etwa 80% (Freizeitsport), bei schwerer Arbeit 75% (Amateursport höhere Klassen mit intensivem Training) und erst bei sehr schwerer Arbeit (Leistungssport, Hochleistungszucht) kann man den Raufutteranteil an der Gesamtration auf ca. 70% reduzieren.

Grundsätzlich gibt es hinsichtlich der Heufütterung keinen allgemeingültigen Unterschied zwischen Hengsten und Stuten. Für Hengste in der Zuchtsaison, die teilweise relativ nervös und eventuell durch eine Doppelnutzung in Zucht und Turniersport stark beansprucht sind, kann sich eine reichliche Raufutterfütterung positiv auswirken, da das Fressen von Raufutter eine beruhigende Wirkung ausübt. Durch das Heu ist die Stillung des Kaubedürfnisses und reichlich Beschäftigung gegeben. Auch Magengeschwüre werden durch das dauerhafte Fressen von wenig Heu vorgebeugt.

Heu

Heulage

Stoh

Mit zunehmendem Alter verändern sich die Zellen im Körper, werden kleiner und der Wassergehalt nimmt ab. Das wiederum bedingt eine Reduktion des Stoffumsatzes sowie der Speicherfähigkeit von Nährstoffen. Vielen Tieren fällt nun das Fressen immer schwerer, die Zähne sind abgenutzt, die Motorik des Darmes gemächlicher. Es wird nun weniger Heu aufgenommen. Oft ist es in eingeweichtem Zustand am leichtesten zu fressen.

Bei Haltung im Offenstall sollte das Raufutter in einem Weideunterstand mit trockener Fläche in mehreren überdachten Raufen angeboten werden.

Woran erkenne ich gutes Heu?

„Wichtig ist, dass das Gras zum richtigen Zeitpunkt geschnitten wird. Nicht, wenn es noch jung ist, sondern bereits in der Blüte und der Rohfaseranteil dadurch erhöht ist. Erst dann sollte der erste Schnitt erfolgen. Diesen Rohfaseranteil benötigt das Pferd für eine gesunde Verdauung. Das Kauen und Einspeicheln muss so viel Zeit wie möglich in Anspruch nehmen“, betont Katja Wagner vom Fachbereich Pferdehaltung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein.

Der Geruch spielt beim Erkennen von einwandfreiem Heu eine entscheidende Rolle. Schimmelbefallenes Heu riecht muffig. Außerdem ist befallenes Heu schmierig und die Farbe wirkt nicht so frisch. Zudem kann schimmelndes oder gärendes Heu sich ungewöhnlich warm anfühlen. Eine Heuanalyse kann zusätzlich helfen, die Qualität des Futtermittels zu bestimmen. Schimmel gefährdet Pferde zwar meist nicht akut, stellt jedoch eine gesundheitsgefährdenden Langzeiteffekt dar, der einen Einfluss auf beispielsweise die Atemwege oder Leber haben kann.

Wie hoch der Staubgehalt im Heu ist, kann man einfach bestimmen, indem man eine Handvoll Heu auf einem Blatt Papier auslegt und sich ansieht, was dabei alles auf das Papier rieselt.

Die optimale Lagerung sollte an einem kühlen und zu allen Jahreszeiten gut durchlüfteten Ort erfolgen. Wichtig ist zudem, dass keine direkte Sonneneinstrahlung vorhanden ist. Diese heizt das Heu auf und kann zur Bildung von Schimmel und Bakterien führen. Beton macht das Heu anfälliger für die Bildung von Schimmel. Wir das Heu beispielweise auf Europaletten gelagert, entfällt dieses Problem und zudem wird eine deutlich bessere Luftzirkulation geboten.

Fütterung clever managen: Menge, Zeit & Struktur

Raufutter sollte bei jedem Pferd mindesten 70 Prozent (bei Sportpferden oder Zuchthengsten) der täglichen Nahrungsaufnahme ausmachen. Je nach Nutzung des Pferdes können auch bis zu 100 Prozent sinnvoll sein (etwa bei wenig gerittenen Freizeitpferden oder Senioren). Die Fresspausen sollten nie lang sein, da dies sonst Magen und Darm unnötig belastet.

Als Pflanzenfresser und abstammungsgeschichtlich als Steppentier würde das Pferd sich in freier Wildbahn 16 bis 18 Stunden pro Tag mit gesenktem Kopf und entsprechend aufgewölbter Rückenlinie fressend mir langsamen Schritten vorwärtsbewegen. Insofern ist das Anbieten des Heus am Boden das, was der natürlichen Fresshaltung am nächsten kommt. Allerdings gibt es Pferde, die das so angebotene Heu großflächig verteilen und dabei verschmutzen und zertrampeln, sodass mit dieser Darreichungsform ein erhöhter Verlust verbunden sein kann. Zudem kann sich das Heu etwa bei Offenstallhaltung mit Sand vermischen, was wiederum zu Koliken führt. Insbesondere für leichtfuttrige Pferde ist die Darreichungsform ebenfalls mit Vorsicht zu genießen. Hier eignen sich eher engmaschige Heunetze mit einer Maschenweite unter drei Zentimeter oder spezielle Heukisten und Dosierer.

Generell heißt es, dass 1,5 Kilogramm Raufutter pro 100 kg Körpermasse des Pferdes gefüttert werden sollten. Eine Fütterungsregulierung kann nötig sein, wenn der der Body Condition Score des Pferdes über sechs liegt (auf einer Skala von eins bis neun). Für dessen Berechnung ist eine Bestimmung des Gewichts notwendig.

Fazit: Raufutter bewusst wählen – für ein gesundes Pferdeleben

Um sein Pferd so gesund wie möglich zu ernähren, ist es sinnvoll, beim Raufutter genau hinzuschauen und die bestmögliche Qualität anzubieten. Ob Raufutter belastet ist, lässt sich in der Regel durch einfach durchzuführende Proben ausfindig machen. In einigen Fällen kann die Fütterung von Heulage sinnvoller sein. Jedoch stellen das Bedampfen und Einweichen von Heu als auch Heucobs Alternativen dar.

In der Sommersaison sollten Pferde so viel Raufutter wie möglich direkt auf der Weide zu sich nehmen. Grundsätzlich gilt, dass mehr als 70 Prozent des Futters Raufutter sein sollte.

The author

Born in 1983 in Mühldorf am Inn, I discovered my passion for writing, culture, horses, and travel early on. After graduating from high school and earning a B.A. in Cultural Studies, I began my journalism career in 2007. My article on Meredith Michaels-Beerbaum's European Championship victory received multiple awards. Since then, I have written for over 30 specialist magazines, contributed to book projects such as Selected Stallions of Germany, and managed PR campaigns. Additionally, I focus on travel journalism, including my series Tournament Hopping.
Alexandra Koch

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