Giftige Pflanzen für Pferde – Gefahr auf Weiden und Wegen

Lesedauer: 6 Minuten | Veröffentlicht am 31.07.2025

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Ob auf der Weide, am Reitweg oder im Heu, giftige Pflanzen sind für Pferde eine unterschätzte Gefahr. Viele davon sind ein Teil unserer natürlichen Umgebung und bleiben oft unbemerkt, bis es ernst wird. Umso wichtiger ist es, die typischen Risiken zu erkennen und frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um Pferde bestmöglich zu schützen.

Warum sind giftige Pflanzen für Pferde so gefährlich

Viele Pferde besitzen einen natürlichen Instinkt der sie vor dem Verzehr unbekannter oder bitter schmeckender Pflanzen warnt, doch dieser ist nicht immer verlässlich. Besonders junge, neugierige oder unterforderte Pferde fressen manchmal auch Pflanzen, die für sie gefährlich sein können. Auch Hunger oder langweile können dazu führen, dass solche Pflanzen aufgenommen werden. Besonders kritisch wird es, wenn Giftpflanzen unbeabsichtigt ins Heu geraten.

Das kann passieren, wenn sie beim Mähen zusammen mit dem Gras geerntet und anschließend getrocknet werden. Beim Trocknen verlieren viele Giftpflanzen ihren unangenehmen Geschmack, die toxischen Stoffe bleiben jedoch erhalten. Bereits in kleinen Mengen können sie Schäden an Leber, Herz oder dem Nervensysteme verursachen und im Extremfall Fall lebensbedrohlich sein.

Häufige Giftpflanzen auf Weiden und in der Umgebung

Manche Pflanzen sehen hübsch aus, sind aber höchst gefährlich für Pferde. Deshalb ist es wichtig, typische Giftpflanzen sicher zu erkennen. Hier eine Übersicht der häufigen Vertreter:

Jakobskreuzkraut

Diese Giftpflanze breitet sich zunehmend auf Wiesen und Weiden aus, insbesondere auf schlecht gepflegtem Grünland. Sie ist leicht an ihren gelben Blüten und gefiederten Blättern zu erkennen. Die Pflanze enthält Pyrrolizidinalkaloide, Giftstoffe, die sich im Körper anreichern und insbesondere die Leber dauerhaft schädigen können. Das Heimtückische daran: Die Vergiftung verläuft schleichend. Selbst kleine Mengen, die über einen längeren Zeitraum aufgenommen werden, können zu irreversiblen Leberschäden führen, häufig, ohne dass frühzeitig Symptome erkennbar sind.

Scharfer Hahnenfuß

Der Scharfe Hahnenfuß ist auf feuchten Wiesen weit verbreitet und gehört zu den häufigsten Wildpflanzen auf Pferdeweiden. Er ist leicht an seinen glänzend gelben, fünfzähligen Blüten und den tief eingeschnittenen, grün glänzenden Blättern zu erkennen. Im frischen Zustand enthält die Pflanze hautreizende Substanzen, die bei Pferden zu Schleimhautentzündungen, Schmerzen im Maul sowie Verdauungsproblemen führen können. Beim Trocknen verliert der Hahnenfuß seine giftige Wirkung. Dennoch sollte er möglichst frühzeitig von der Weide entfernt werden, um Hautkontakt und frischen Verzehr zu vermeiden.

Eibe

Die immergrüne Eibe wird oft als Zierpflanze in Gärten oder entlang von Reitwegen gepflanzt. Doch sie zählt zu den Giftigsten Pflanzen Europas. Sowohl die Nadeln, Rinde und Samen als auch die kleinen Zweige enthalten das hochgiftige Alkaloid Taxin, das für Pferde bereits in geringen Mengen tödlich sein kann. Besonders gefährlich ist die schnelle Wirkung, denn die ersten Symptome sowie Muskelzittern, Schwäche, Atemnot oder plötzlicher Kollaps treten meist innerhalb weniger Stunden auf, oft zu spät für eine erfolgreiche Behandlung.

Adonisröschen

Das Adonisröschen wächst bevorzugt auf kalkhaltigen, sonnigen Standorten und gehört zu den auffälligen Frühlingsblühern. Es ist leicht an seinen leuchtend roten bis orangefarbenen Blüten mit schwarzer Mitte zu erkennen, die je nach Art 5 bis 10 Blütenblätter aufweisen. Die Pflanze trägt feine, fiederartige Blätter und bleibt eher niedrig im Wuchs. Sie enthält Herzglykoside Wirkstoffe, die direkt auf das Herz einwirken. Eine Vergiftung kann sich durch Herzrhythmusstörungen, Schwäche oder Atemprobleme bemerkbar machen. Da das Adonisröschen unter Naturschutz steht, darf es nicht einfach entfernt werden, was eine gezielte Bekämpfung auf Weiden zusätzlich erschwert.

Fingerhut

Der Fingerhut ist an seinen hohen Blütenrispen mit glockenförmigen, meist purpurfarbenen Blüten gut zu erkennen. Er wächst an Waldrändern, Böschungen und gelegentlich in Weidennähe. Die Pflanze enthält hochgiftige Herzglykoside, die bei Pferden zu Herzrhythmusstörungen, Atemnot und sogar Herzstillstand führen können. Alle Pflanzenteile sind giftig. Da Fingerhut unter Naturschutz steht, darf er nicht einfach entfernt werden.

Adlerfarn

Adlerfarn wächst häufig an Waldrändern und auf Lichtungen. Er ist leicht an seinen großen, mehrfach gefiederten Wedeln und der trichterförmigen Wuchsform zu erkennen, besonders wenn er in dichten Beständen auftritt. Die Pflanze enthält Thiaminase, ein Enzym, das Vitamin B1 im Körper abbaut. Ein Mangel an diesem Vitamin kann das Nervensystem stark schädigen. Mögliche Folgen sind Zittern, Koordinationsstörungen und Krampfanfälle.

Herbstzeitlose

Die Herbstzeitlose erkennt man an ihren lilafarbenen Blüten, die im Spätsommer oder Herbst aus feuchten Wiesen erscheinen. Sie enthält das giftige Colchicin, ein Wirkstoff, der bereits in kleinen Mengen zu schweren Vergiftungserscheinungen wie Koliken, Atemnot oder sogar Kreislaufversagen führen kann.

Giftpflanzen im Heu und Futter – die unsichtbare Gefahr

Auch im Futter können giftige Pflanzen für Pferde eine ernsthafte Gefahr werden. Gelangen sie unbeabsichtigt ins Heu oder in die Heulage, sind sie oft nicht mehr sichtbar oder geschmacklich auffällig und werden daher problemlos mitgefressen. Besonders hoch ist die Gefahr bei zugekauftem Heu oder bei Wiesen, die nicht regelmäßig gepflegt und kontrolliert werden.
Einige Pflanzen verlieren beim Trocknen ihre abschreckenden Eigenschaften, behalten aber ihre giftigen Inhaltsstoffe. Dadurch wird die Gefahr oft erst erkannt, wenn bereits Symptome auftreten.

Darauf sollten Pferdehalter:innen achten:

  • Futter genau prüfen: Unbekannte Pflanzenreste oder Verfärbungen im Heu können ein Hinweis auf Verunreinigungen im Heu sein.
  • Heu aus sicherer Herkunft beziehen: Qualitätsheu von bewirtschafteten Flächen ist in der Regel weniger belastet.
  • Wiesen regelmäßig kontrollieren: Vor dem Mähen empfiehlt es sich einen gründlichen Blick über die Wiesenfläche zu werfen, um unerwünschte Pflanzen rechtzeitig zu entfernen.
  • Verdacht ernst nehmen: Bei ungewöhnlichem Verhalten des Pferdes sollte eine mögliche Vergiftung in Betracht gezogen werden.

    Einige Pflanzen verlieren beim Trocknen ihren abschreckenden Geruch oder Geschmack, behalten jedoch ihre giftigen Inhaltsstoffe. Dadurch wird die Gefahr oft erst erkannt, wenn bereits Symptome auftreten, manchmal zu spät. Pferdehalter:innen sollten daher besonders wachsam sein.

Erste Hilfe bei Verdacht auf Vergiftung

Wenn der Verdacht besteht, dass dein Pferd etwas giftiges gefressen hat, ist schnelles und richtiges handeln entscheidend. Je früher reagiert wird, desto besser stehen die Chancen auf eine schnelle Genesung. Das solltest du jetzt tun:

  • Ruhe bewahren und das Pferd beobachten – Zeigt das Pferd Unruhe, Koordinationsstörungen oder Koliksymptome? Bleib ruhig und halte etwas Abstand, das Pferd könnte unberechenbar reagieren.

  • Sofort Tierärzt:in anrufen – Beschreibe die Symptome so detailliert wie möglich. Vermutest du eine bestimmte Pflanze oder Futterquelle? Auch das hilft hier.

  • Futter sofort entfernen – Heu, Kraftfutter oder Reste aus dem Trog entfernen, um weitere Aufnahme zu verhindern.

  • Pflanzenreste sichern – Alles, was verdächtig aussieht, ob Pflanzenteile aus dem Heu oder von der Weide, sollte möglichst aufgehoben und dem Tierarzt gezeigt werden.

  • Andere Pferde im Blick behalten – Falls mehrere Pferde Zugang zur gleichen Futterstelle hatte, auch sie gut beobachten und im Zweifel vom Futter fernhalten.

  • Wichtige Infos bereithalten – Wann sind Symptome aufgetreten? Was wurde zuletzt gefüttert? Diese Infos unterstützen die Tierärztliche Diagnose.

• Wichtig:Bei Verdacht auf eine Vergiftung zählt jede Minute. Lieber einmal zu viel reagieren als zu lange abwarten.

Prävention – So schützen Sie Ihr Pferd vor Giftpflanzen

Um Vergiftungen vorzubeugen, lohnt es sich einen wachsamen Blick auf Weiden und Futter zu haben. Wer regelmäßig kontrolliert und rechtzeitig handelt, kann das Risiko deutlich senken.

  • Wiesenflächen sollten mehrmals pro Saison überprüft werden, besonders an Zaunrändern, unter Bäumen, oder in feuchten Ecken, wo sich giftige Pflanzen gerne ausbreiten. Einzelne Pflanzen sollten möglichst früh und mit der Wurzel entfernt werden, idealerweise vor der Blüte.
  • Auch beim Heu spielt die Qualität eine große Rolle. Sauberes Heu aus vertrauenswürdigen Quellen verringert die Gefahr, dass getrocknete Giftpflanzen im Futter landen.

  • Beim Ausreiten gilt: Wegränder meiden und Pferde nicht unterwegs grasen lassen, denn viele Giftpflanzen wachsen genau dort.

    Wichtig ist außerdem, dass alle Beteiligten Bescheid wissen. Wenn Reitbeteiligung, Stallteam oder Helfer:innen mitdenken, lassen sich Gefahren schneller erkennen. Eine kleine Übersicht gängiger Giftpflanzen im Stall kann zusätzlich unterstützen.


Unterstützung durch Apps und digitale Helfer

Wer sich bei Pflanzenbestimmung nicht ganz sicher ist, kann auf digitale Hilfe zurückgreifen. Mittlerweile gibt es zuverlässige Apps, die direkt auf der Weide oder beim Ausreiten bei der Erkennung und Einschätzung von Pflanzenarten helfen.

Besonders praktisch ist die kostenlose App „Flora Incognita“, die mithilfe von Fotos unbekannte Pflanzen sekundenschnell identifiziert. Einfach die Pflanze fotografieren und schon erhält man eine genaue Bestimmung inklusive Infos zu Standort, Blütenzeit und potenzieller Giftigkeit. Die App wird wissenschaftlich begleitet und ist überraschend genau, ideal für Stall, Weide und Reitweg.

Eine weitere nützliche App ist „PlantNet“. Auch sie arbeitet mit Bildanalyse and ist besonders hilfreich, wenn man sich mit ähnlich aussehenden Pflanzenarten unsicher ist. Die Community-Funktion erlaubt es außerdem, Funde mit anderen zu teilen oder Rückmeldung zu erhalten.

Solche digitalen Helfer können zwar keine fachliche Beratung ersetzten, sie leisten dennoch wertvolle Unterstützung im Alltag. Wer Technik sinnvoll einsetzt, verschafft sich mehr Sicherheit im Stallalltag und schützt sein Pferd mit nur wenig Klicks ein Stück besser.

Fazit – Wachsamkeit schützt Pferdeleben

Ein Blick mehr kann den entscheidenden Unterschied machen. Giftpflanzen gehören zur Natur dazu, lassen sich aber mit Aufmerksamkeit, Wissen und einem guten Netzwerk rechtzeitig erkennen. Wer im Alltag bewusst hinschaut, mit anderen Stallmenschen im Austausch bleibt und moderne Hilfsmittel nutzt, schafft Sicherheit und schützt, was uns am Herzen liegt: gesunde, glückliche Pferde.

Die Autoren

Die Autoren von Waldhausen sind Experten im Bereich Reitsport und bringen ihre fundierten Kenntnisse sowie langjährige Erfahrung in unseren Texten mit ein. Durch ihre eigene Reiterfahrung und Expertise liefern sie authentische und praxisorientierte Inhalte, die auf jahrelanger Erfahrung basieren. Ziel ist es, Reitsportbegeisterte mit fundierten und hilfreichen Texten zu unterstützen, die sowohl für Einsteiger als auch erfahrene Reiter sind.
Waldhausen Team

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