Pferde scheren – Alles, was Du wissen musst

Lesedauer: 7 Minuten | Veröffentlicht am: 29.09.2025

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Der Herbst ist da und mit ihm das dichte Winterfell vieler Pferde. Was in der Natur sinnvoll ist, wird im Alltag schnell unpraktisch. Beim Training geraten viele Pferde stark ins Schwitzen, trocknen nur langsam und stehen danach oft klatschnass im Stall.

Spätestens jetzt stellen sich Reiter die Frage: Soll ich mein Pferd scheren? Eine pauschale Antwort gibt es nicht, denn ob eine Schur sinnvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen Haltung, Trainingspensum, Felltyp und persönliche Vorlieben.

Eine Schur kann den Alltag erleichtern und das Wohlbefinden Deines Pferdes deutlich verbessern. In diesem Beitrag zeigen wir Dir, wann das Scheren sinnvoll ist, welche Schermuster es gibt und wie Du Schritt für Schritt richtig vorgehst. So kannst Du gut vorbereitet entscheiden, was für Dein Pferd am besten passt.

Warum Pferde Scheren

Das dichte Winterfell sieht kuschelig aus, bringt im Alltag aber schnell Probleme mit sich. Besonders bei regelmäßig gerittenen Pferden führt es dazu, dass sie stark schwitzen. Das nasse Fell trocknet nur langsam, was nicht nur unangenehm ist, sondern auch das Erkältungsrisiko erhöht.

Eine Schur kann hier für spürbare Erleichterung sorgen. Weniger Fell bedeutet weniger Schwitzen, kürzere Trockenzeiten und mehr Komfort beim Training. Vor allem in der kalten Jahreszeit kann das für Gesundheit und Leistungsbereitschaft entscheidend sein.

Auch hygienische Aspekte können für eine Schur sprechen. Bei starkem Fellwechsel, empfindlicher Haut oder Hautproblemen lässt sich das Pferd mit kürzerem Fell oft deutlich leichter pflegen. Viele Vierbeiner fühlen sich außerdem wohler, vor allem in warmen Ställen oder bei wechselhaftem Wetter.

Das äußere Erscheinungsbild ist für einige Reiterinnen und Reiter auch wichtig, sei es auf dem Turnier oder im täglichen Training. Eine Schur sorgt für einen gepflegten Look und lässt sich individuell an die Bedürfnisse des Pferdes anpassen.

Wähle den richtigen Zeitpunkt

Der ideale Zeitpunkt zum Scheren hängt vom Fellwachstum, dem Trainingsumfang und der Haltung ab. Viele Pferde werden geschoren, wenn das Winterfell vollständig da ist, meist Ende Oktober bis Anfang November. So reicht oft eine Schur pro Saison. 

Wer früher schert, etwa zu Beginn des Fellwechsels im Herbst, kann starkes Schwitzen beim Training vermeiden und dem Pferd mehr Komfort bieten. Auch das frühzeitige Eindecken mit einer leichten Decke kann helfen, das Fellwachstum zu bremsen. Das ersetzt keine Schur, ist aber für leicht schwitzende Pferde eine gute Ergänzung oder Alternative.

Wichtig ist, Dein Pferd gut zu beobachten: Schwitzt es schnell? Trocknet das Fell schlecht? Wie stark ist der Fellwuchs? Ein festes Datum gibt es nicht. Entscheidend ist, den richtigen Zeitpunkt individuell zu wählen, je nach Pferd und Haltung.

Welche Schermuster gibt es?

Nicht jedes Pferd muss komplett geschoren werden. Je nach Trainingspensum, Haltungsform und Empfindlichkeit lässt sich das Schermuster individuell anpassen. So kann Fell gezielt entfernt werden, ohne den natürlichen Schutz unnötig zu verlieren.

Hier findest Du einen Überblick über die gängigsten Schurvarianten:

1. Vollschur:
Bei der Vollschur wird das gesamte Fell entfernt – auch an Beinen, Kopf und Bauch. Sie eignet sich besonders für Sportpferde, die intensiv gearbeitet werden. Der Vorteil: Dein Pferd schwitzt weniger, trocknet schneller und bleibt leistungsbereit. Wichtig ist jedoch eine zuverlässige Eindeckung, da der natürliche Kälteschutz fehlt.

2. Teilschur / Hunter-Schur:
Hier bleiben sensible Bereiche wie Beine, Sattellage und oft auch der Kopf ungeschoren. Das reduziert den Pflegeaufwand und schützt empfindliche Partien. Ideal für Pferde, die regelmäßig, aber nicht täglich oder auf Turnierniveau trainiert werden.

3. Streifenschur / Bib-Schur:
Diese Variante konzentriert sich auf besonders schweißanfällige Stellen wie Brust und Hals. Das restliche Fell bleibt erhalten. Eine gute Lösung für leicht gearbeitete Pferde oder solche, die im Offenstall leben und trotzdem etwas Erleichterung brauchen.

4. Deckenschur:
Bei der Deckenschur bleibt eine Art „Felldecke“ auf Rücken und Kruppe stehen, während Brust, Bauch und Flanken geschoren werden. So bleibt der Wärmeschutz in wichtigen Bereichen erhalten, ohne auf die Vorteile der Schur verzichten zu müssen. Beliebt bei Pferden, die draußen gehalten und regelmäßig bewegt werden.

Welches Muster am besten passt, hängt vom Einsatz, der Haltung und dem Temperament Deines Pferdes ab. Mit der richtigen Schur kannst Du gezielt für mehr Komfort und Wohlbefinden sorgen, ganz individuell abgestimmt.

Welche Ausrüstung wird benötigt?

Damit die Schur stressfrei und sauber abläuft, ist die richtige Ausrüstung entscheidend. Sie sorgt für ein gutes Ergebnis und dafür, dass sich Dein Pferd wohlfühlt.

  1. Schermaschine: Das Herzstück jeder Schur. Sie sollte kraftvoll genug sein, um auch dichtes Winterfell zu schneiden, und gut in der Hand liegen. Achte auf ergonomisches Design und bei empfindlichen Pferden auf leisen Betrieb. Für feine Stellen wie Kopf oder Beine eignen sich kleinere Maschinen oder spezielle Trimmer.
  2. Schermesser: Die Messer sollten scharf, sauber und zum Fell Deines Pferdes passen. Grobe Messer eignen sich für dichtes, langes Fell, feinere für empfindliche Partien. Wichtig: Messer regelmäßig reinigen und ölen, um Überhitzung und stumpfe Schnitte zu vermeiden.
  3. Pflegeprodukte für die Maschine: Ein gutes Schermaschinenöl schützt die Messer und sorgt für gleichmäßiges Schneiden. Bei längeren Schuren kann ein Kühlspray helfen, die Temperatur der Maschine zu senken.
  4. Zubehör für zwischendurch: Lose Haare lassen sich während der Schur mit einer weichen Bürste oder einem Tuch entfernen – sowohl vom Pferd als auch von der Maschine. Das sorgt für mehr Komfort und ein sauberes Arbeiten.
  5. Fell- und Hautpflege danach: Nach dem Scheren ist die Haut besonders empfindlich. Entferne lose Haare gründlich und lege die Decke erst auf, wenn nichts mehr juckt. Bei trockener Haut hilft etwas unparfümiertes Babyöl oder ein spezielles Pferdepflegespray – aber bitte nur sparsam verwenden.

Schritt-für-Schritt-Anleitung: So scherst Du Dein Pferd richtig

Damit die Schur sicher, sauber und angenehm verläuft, ist eine gute Vorbereitung das A und O. Hier erfährst Du Schritt für Schritt, worauf es ankommt

1. Vorbereitung – sauber und trocken: Bevor Du loslegst, sollte Dein Pferd gründlich geputzt und komplett trocken sein. Staub und Schmutz machen das Ergebnis ungleichmäßig und können die Messer stumpf werden lassen.

2. Ruhige Umgebung schaffen: Wähle einen windgeschützten, gut beleuchteten Platz mit rutschfestem Boden. Das Halfter sollte sicher sitzen, am besten mit einem Strick mit Panikhaken. Bei unruhigen Pferden ist eine zweite Person hilfreich.

3. Schermaschine vorbereiten: Reinige und öle die Maschine vor dem Einsatz und prüfe, ob die Messer scharf sind. Lass die Maschine kurz laufen, damit sich Dein Pferd an das Geräusch gewöhnen kann, besonders wichtig bei sensiblen Pferden.

4. Scheren – ruhig und gleichmäßig Starte an einer gut zugänglichen Stelle, zum Beispiel an der Schulter. Führe die Maschine in ruhigen, überlappenden Bahnen flach über das Fell. Ohne Druck, so bleibt der Schnitt gleichmäßig. An empfindlichen Stellen wie Bauch oder Flanke kannst Du die Haut mit der freien Hand leicht spannen, um kleine Verletzungen zu vermeiden.

5. Zwischendurch Pausen einlegen:Entferne regelmäßig lose Haare, öle die Maschine nach und gönne Deinem Pferd kleine Pausen. So bleibt das Scheren für Euch beide angenehm.

6. Nachpflege nicht vergessen: Bürste das Pferd nach der Schur gründlich ab, damit keine Haare unter die Decke gelangen. Bei empfindlicher Haut kann ein leichtes Pflegeöl oder ein beruhigendes Pflegespray helfen.

Pferd Scheren – ja oder nein?

Ob eine Schur sinnvoll ist, hängt von vielen Faktoren ab. Dazu gehört das Alter, Gesundheitszustand, Trainingsumfang und der Haltungsform des Pferdes. Auch unter Reitern und Tierärzten gehen die Meinungen dazu auseinander. Während Sportreiter das Scheren oft als praktisches Hilfsmittel schätzen, um starkes Schwitzen und langes Trocknen zu vermeiden, plädieren andere für ein möglichst natürliches Fellkleid, insbesondere bei Freizeit oder robust gehaltenen Pferden.

+ Vorteile

Das Pferd schwitzt weniger, trocknet schneller ab und bleibt sauberer, was vor allem bei empfindlicher Haut oder bestehenden Hautproblemen hilfreich sein kann. Auch der Pflegeaufwand reduziert sich deutlich, und gerade im Turniersport sorgt ein geschorenes Pferd für ein besonders gepflegtes Erscheinungsbild. Für viele Pferde kann das körperliche Wohlbefinden im Training durch eine Schur spürbar gesteigert werden.

- Nachteile

Geschorene Pferde verlieren ihren natürlichen Wärmeschutz und müssen abhängig von Wetter, Haltung und Nutzung regelmäßig eingedeckt werden. Gerade bei kälteempfindlichen oder älteren Pferden kann das zusätzlichen Aufwand bedeuten. Auch reagieren manche Pferde mit Juckreiz oder Hautirritationen. Wer sich für eine Schur entscheidet, muss zudem bei wechselhaftem Wetter besonders aufmerksam sein und rechtzeitig die passende Decke wählen.

Für viele Pferde kann es eine gute Alternative sein, das Winterfell durch frühes Eindecken im Spätsommer zu reduzieren. Auch Teilschuren, etwa eine Streifenschur oder Jagdschur können sinnvoll sein, um stark schwitzende Körperpartien zu entlasten, ohne den gesamten natürlichen Schutz zu entfernen. In manchen Fällen reicht es auch aus, das Training dem Fellzustand anzupassen oder regelmäßig lose Haare beim Fellwechsel auszukämmen.

Am Ende sollte die Entscheidung fürs oder gegen das Scheren stets individuell getroffen werden, mit Rücksicht auf das einzelne Pferd, dessen Gesundheit und Haltung. Denn nicht jede Schur ist automatisch artgerecht oder notwendig, aber sie kann in vielen Fällen den Alltag erleichtern, wenn sie gut durchdacht ist.

Häufige Fehler beim Scheren und wie Du sie vermeidest

Beim Scheren eines Pferdes kann einiges schieflaufen, vor allem wenn man noch wenig Erfahrung hat oder das Pferd sehr sensibel ist. Typische Fehler sind ungleichmäßige Schnitte, Streifen im Fell, zu nahes Arbeiten an empfindlichen Stellen oder gar kleine Verletzungen. Auch ein nervöses Pferd, eine stumpfe Schermaschine oder zu wenig Vorbereitung können schnell für Stress sorgen, bei Mensch und Tier.

Deshalb gilt: Gute Vorbereitung ist alles. Das Pferd sollte sauber, trocken und möglichst entspannt sein. Eine ruhige Umgebung, vertraute Bezugspersonen und ausreichend Zeit helfen, die Schur möglichst stressfrei zu gestalten. Wer zum ersten Mal schert, sollte sich Hilfe von erfahrenen Reitern oder dem Stallpersonal holen, oder im Zweifel einen Profi engagieren.

Auch das richtige Werkzeug ist entscheidend: Eine gut gewartete, scharfe Schermaschine mit passenden Scherköpfen, Öl und Reinigungsbürste gehört zur Grundausstattung. Achte außerdem auf eine gleichmäßige Führung der Maschine, vermeide hektische Bewegungen und schere lieber in mehreren Etappen, wenn das Pferd sehr unruhig ist. Je angenehmer die Erfahrung, desto entspannter verläuft die Schur beim nächsten Mal.

Fazit – Die richtige Entscheidung für Dein Pferd

Am Ende steht fest: Es gibt keine pauschale Antwort auf die Frage, ob ein Pferd geschoren werden sollte oder nicht. Vielmehr ist es eine Entscheidung, die individuell getroffen werden muss, abhängig vom Pferd, seiner Nutzung, seiner Haltung und den persönlichen Möglichkeiten des Reiters.

Eine Schur kann den Alltag deutlich erleichtern, für mehr Wohlbefinden im Training sorgen und die Pflege vereinfachen. Sie erfordert jedoch auch Verantwortung, gerade wenn es um das passende Eindecken und die Beobachtung der Pferdegesundheit geht. Wer sich unsicher ist, sollte sich beraten lassen, zum Beispiel von einem Tierarzt, einem erfahrenen Trainer oder anderen Pferdehaltern.

Wichtig ist, das Pferd mit seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt zu stellen und keine Entscheidung aus reiner Gewohnheit oder Optik zu treffen. Denn nur, wer genau hinschaut, was dem eigenen Pferd wirklich guttut, trifft am Ende die richtige Wahl.

Die Autoren

Die Autoren von Waldhausen sind Experten im Bereich Reitsport und bringen ihre fundierten Kenntnisse sowie langjährige Erfahrung in unseren Texten mit ein. Durch ihre eigene Reiterfahrung und Expertise liefern sie authentische und praxisorientierte Inhalte, die auf jahrelanger Erfahrung basieren. Ziel ist es, Reitsportbegeisterte mit fundierten und hilfreichen Texten zu unterstützen, die sowohl für Einsteiger als auch erfahrene Reiter sind.
Waldhausen Team

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