Sicherheit beim Reiten und im Stall

Lesedauer: 5 Minuten | Veröffentlicht am: 28.10.2025

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Jederzeit mit Sicherheit durchs Reiter- und Pferdeleben: Wir haben für euch alles wichtige zusammengetragen für einen sicheren Alltag mit euren Pferden.

Sicherheit beim Reiten: Was die richtige Ausrüstung & angemessenes Verhalten ausmachen

Sicherheit geht uns alle an. An jedem Tag, in jeder Stunde und Minute. Oft tragen Maßnahmen zu mehr Sicherheit bei, die wir ganz unbewusst tun. Vielfach können wir jedoch auch aktiv dazu beitragen, dass der Alltag im Stall für unsere Pferde und uns sicherer ist.

In den vergangenen Jahren hat sich auf dem Markt für Sicherheitsprodukte viel getan. Weltweit forschen Medizin, Technologie und Hersteller Hand in Hand, um den als Risikosport eingestuften Reitsport sicherer zu machen. Denn durch das hohe Sturzrisiko, wird Reiten seit Jahren als Risikosportart für Schädel-Hirn-Traumata eingestuft.

Das Risiko wird im Freizeitsport als hoch, jedoch nicht so hoch im professionellen Reitsport angesehen. Die Häufigkeit leichter Schädel-Hirn-Traumata im Reitsport beträgt 10-20 Prozent aller Verletzungen. Bei Kindern unter 14 Jahren ist die Rate der Kopfverletzungen mit bis zu 38% höher. 65 Prozent der Traumata werden durchschnittlich durch Sturz vom Pferd verursacht, 29 Prozent durch Tritt des Pferdes.

Doch dieses Risiko ist nur eines von vielen für Reiter und Pferd im täglichen Umgang, wenn auch das höchste. Achtsames Handeln in jeder Situation mit dem Pferd reduziert die Risiken deutlich und kann im Extremfall Leben retten. Dies gilt beim Reiten, beim Umgang im Stall, in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt oder Hufschmied sowie beim Transport. Das Zusammenspiel mit einem Lebewesen führt immer zu einem Restrisiko, dass es bestmöglich zu minimieren gilt.

Noch deutlicher als bei anderen Tieren kommt dies beim Fluchttier Pferd zum Tragen, das auf Eindrücke aus deiner Umgebung äußerst sensibel und schreckhaft reagieren kann. Daher trägt nicht nur die passende Ausrüstung, sondern auch ein gemeinsames Schreck- und Sicherheitstraining zum sicheren Umgang mit dem Pferd im Alltag bei.

Verantwortungsvoll im Umgang mit deinem Pferd

Schwere Unfälle sind seltener geworden im Reitsport, insbesondere dank immer ausgefeilter Sicherheitssysteme. Alle 17 Minuten sollen sich laut Statistik in Deutschland Unfälle ereignen, bei denen ein Pferd im Mittelpunkt stand. Die Statistik zählt nicht nur die Reitunfälle, sondern auch jene beim Umgang mit dem Pferd, welche deutlich häufiger vorkommen. Glücklicherweise gehen die meisten davon sehr glimpflich aus.

Für den Alltag mit Pferden gibt es in Punkto Sicherheit einige Grundregeln, welche die Risiken deutlich minimieren. Denn wer achtsam und sorgfältig zwischen Stall, Weide, Transporter und Ausreitgelände agiert, kann viel verbessern.

Vertrauen als Grundlage für mehr Sicherheit

Gegenseitiges Vertrauen bildet die Basis für Sicherheit beim Reiten und im Stall. Daher gilt es jedes neue Pferd genau kennenzulernen und sich Zeit zu nehmen. Pferde als Fluchttiere reagieren anders als Menschen oder Hunde. Es ist ihr natürlicher Instinkt, bei Angst sofort die Flucht zu ergreifen. Doch hier liegen Sicherheitsrisiken, die es durch gegenseitiges Kennenlernen und in der Folge Vertrauen zu minimieren gilt.

Unter Anleitung eines Trainers und in speziellen Kursen kann ein Anfang gemacht werden. So werden vielfach spezielle Scheu- und Sicherheitstrainings angeboten, bei denen das Pferd lernt, mit den ‚Schrecken des Alltags‘ umzugehen. Wichtig ist jedoch, dass der Pferdehalter in allen Situationen im Stall bei der Stange bleibt und das Gelernte nicht wieder verlernt, sondern immer aufs Neue ins Gedächtnis gerufen wird. Durch stetiges Hinterfragen von kritischen Situationen kann der Pferdehalter Sicherheitsrisiken für sein Pferd auf den Grund gehen und gemeinsam mit ihm an einer Verringerung arbeiten.

Diese beginnen schon beim Putzen und erstrecken sich über das Aufsteigen und das Reiten auf dem Platz bis hin zum Gelände, dem Weg zur Weide und zum Transport der Tiere.

Das Pferd braucht den Menschen als sein Leittier, auf das es sich verlassen kann. Der Mensch wiederum gewinnt mehr Sicherheit in allen Situationen im Stall, wenn er sich in sein Pferd hineinversetzen und einschätzen kann, wie es reagiert. Dies reduziert für beide Seiten Stress und sorgt für ein Maximum an Sicherheit.

Sicherheit bei der Haltung von Pferden

Auf einer Reitanlage lässt sich mittlerweile immer mehr durch optimale Sicherheits-Features optimieren. Dies beginnt bei sicheren Boxentüren, Riegeln, Anbinde-Vorrichtungen, optimalen Böden, Zäunen und der Überwachung und Automatisierung zwischen Box, Halle, Reitplatz und Weide.

Sicherheit auf der Reitanlage beginnt bei kleinen Dingen: Herumliegende Anbindestricke, Decken, Kabel, Putzboxen und aller möglicher Kram haben weder auf der Stallgasse noch sonst irgendwo etwas zu suchen! Auch sollte der Kontakt auf der Stallgasse immer respektvoll anderen gegenüber ablaufen. Wer nicht nur den eigenen Blickwinkel, sondern zusätzlich den seiner Mitmenschen verinnerlicht, hat schon viel gewonnen.

Vieles kann der Pferdehalter auch durch die richtige Haltung beeinflussen. Das beginnt schon beim Auslauf und Weidegang. Wer sein Pferd täglich zu jeder Jahreszeit auf die Weide oder einen größeren Auslauf lässt, steigert nicht nur die Immunabwehr, er sorgt zudem dafür, dass Stressspitzen verringert werden. Freier Auslauf tut der Psyche des Pferdes gut. Spitzenreiterin und Ausbilderin Uta Gräf betont: „Auf der Weide oder im Offenstall spielen die Pferde miteinander, tragen dabei ihre Machtspielchen schon untereinander aus, die große Gruppe hilft, dass sie den Umgang miteinander lernen. Viele andere Reiter müssen beim Reiten erst ihre persönlichen Machtkämpfe mit den Pferden austragen – dem wirkt solch ein gesundes soziales Gefüge und regelmäßig Zeit zum ‚Pferd sein‘ entgegen.“

Damit es im Stall nicht zu Unfällen kommt und vor allem die Sicherheit fürs Pferd immer geboten ist, sollte auf den Bodenbelag ein großes Augenmerk gerichtet werden. Wichtige Faktoren sind Trittfestigkeit, geringe Geräuschkulisse, Rutschsicherheit, gute Reinigungseigenschaften, zufriedenstellende Bodenisolierung und nicht zuletzt Elastizität. Empfehlenswert sind Kunststoffbeläge in Matten- und Pflasterform. Am Putzplatz ist eine geeignete Unterlage ebenfalls Pflicht. Der Boden muss auch bei Nässe rutschfest bleiben.

Ein besonderes Augenmerk im Stall sollte zudem auf die Instandhaltung gelegt werden. Wer irgendwo marode Stellen an Boxen, der Stallgasse, Fenstern oder technischen Anlagen bemerkt, sollte diese sofort an die Verantwortlichen übermitteln. Besonders im Fokus steht die Elektrik. Die Stallbeleuchtung ist regelmäßig zu kontrollieren. So stellen verstaubte Lampen ein Risiko für Überhitzung dar. Treibstoff, Öl, Batterien, Farben und Lacke sollten immer in geeigneten feuerfesten Schränken aufbewahrt werden und keinesfalls in der Nähe von Zündquellen stehengelassen werden. Alle Fahrzeuge und sonstigen Maschinen sollten niemals länger in unmittelbarer Nähe zu entzündlichen Materialien, Heu oder Stroh abgestellt werden. Vielen Betreibern ist nicht bekannt, dass elektrische Geräte regelmäßig begutachtet werden müssen. Alle zwei Jahre ist ein sogenannter ‚E-Check‘ für Reitbetriebe verpflichtend.

Sichere Pflege deines Pferdes

Bei der Pflege des Pferdes passieren schnell Unsauberkeiten. Man ist in Gedanken schon im Sattel und bemerkt beispielsweise gar nicht, wie nervös das Pferd gerade ist. Grundsätzlich gilt es bei allen Pflegemaßnahmen zunächst abzuklären, wie das Pferd sich an jenem Tag anfühlt. Für das Putzen gibt es spezielle Putzplätze mit Bewegungsfreiheit, auf denen der Pferdehalter im Notfall ausweichen kann. In der Box ist dies oft nicht gegeben und es kann zu gefährlichen Situationen und Unfällen bei Erschrecken kommen. Zudem ist immer wieder zu betonen, dass Unordnung – egal in welcher Form – auf einer Reitanlage nichts verloren hat! Schon ein achtlos liegengelassener Führstrick kann zu einer gefährlichen Stolperfalle werden, welche eine Kettenreaktion nach sich zieht, die nicht nur für das Pferd, sondern zusätzlich den Reiter mit schweren Verletzungen enden kann.

Je mehr Kuddelmuddel herrscht, desto größer die Unfallgefahr. Dazu beitragen können auch die so häufig unachtsam herumliegenden Utensilien wie Halfter, Stricke, Zügel, die zu einer echten Gefahrenquelle werden können. Sie gehören sofort nach dem Benutzen an ihren sicheren Ort, etwa in der Sattelkammer oder im eigenen Sattelschrank.

Und mal Hand aufs Herz? Wissen wir eigentlich alle noch um die korrekten Knoten zum Anbinden von Pferden? Sie sind enorm wichtig, um im Notfall die größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten!

Ebenso vergessen langjährige Pferdehalter oft die Grundregeln, wie etwa nicht direkt hinter oder vor dem Pferd zu stehen, da man sich auf diese Weise im toten Winkel seines Blickfeldes bewegt, was zwangsläufig Erschrecken hervorrufen kann. Es lohnt sich, solche Grundregeln im Verhalten regelmäßig aufzufrischen.

Ein weiterer Punkt bei der sicheren Pferdepflege ist übrigens die Nutzung passender Produkte. Wer bemerkt, dass sein Pferd etwa empfindlich auf Sprays reagiert, der sollte darauf verzichten oder es langsam und sorgfältig daran gewöhnen. Ohnehin ist bei jedem neuem Pflegeprodukt zunächst sorgsames Testen angesagt. Denn das Pferd kann sowohl psychische als auch körperliche Reaktionen zeigen. Im schlimmsten Fall können beim Ignorieren solcher Reaktionen langfristige Folgen wie Allergien entstehen. Daher ist immer ein Blick auf die Inhaltsstoffe sinnvoll. So wenig Zusatzstoffe und so natürlich wie möglich sollte stets die Devise lauten. Viel hilft viel ist nie die Lösung.

Die geeignete Pflege der Ausrüstung trägt ebenfalls zur Maximierung der Sicherheit im reiterlichen Alltag bei. Brüchige Zügel oder Steigbügelriemen können ein erhebliches Risiko darstellen, welches durch sorgfältige regelmäßige Pflege jedoch minimiert werden kann. Dennoch sollte der Zustand des Materials stets im Blick behalten und es gegebenenfalls rechtzeitig ausgetauscht werden.


The author

Born in 1983 in Mühldorf am Inn, I discovered my passion for writing, culture, horses, and travel early on. After graduating from high school and earning a B.A. in Cultural Studies, I began my journalism career in 2007. My article on Meredith Michaels-Beerbaum's European Championship victory received multiple awards. Since then, I have written for over 30 specialist magazines, contributed to book projects such as Selected Stallions of Germany, and managed PR campaigns. Additionally, I focus on travel journalism, including my series Tournament Hopping.
Alexandra Koch

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